Schönen guten Tag!
Im Sommer 1982 begeben sich vier junge Musiker mutig in die heiligen Hallen der Frankfurter Musikszene: in das Hotline Studio, wo sich Größen wie Strassenjungs, Flatsch, Rodgau Monoto Tony Carey, Black Jack, Supermax die Klinke in die Hand gaben. Die mitgebrachte Demo-Kassette wird ohne viel Federlesen am Empfang abgegeben, man ist fest entschlossen, das Studio erst zu verlassen, wenn jemand das Material begutachtet hat.Stunden später, als gerade das letzte Fünkchen Hoffnung weichen will und Hunger und Durst den Musikern zu schaffen macht, springt die Tür zum Abhörraum auf und ein aufgeregter und wohl wichtiger Mensch erscheint schreiend mit der Kassette in der Hand wedelnd „Wer hat das gemacht, wo ist diese Band?" Die Pavian Band ist noch da und es wird nicht lange gefackelt - am nächsten Tag ist der Vertrag über eine Schallplatten-Produktion unter Dach und Fach.
Wenig später beginnen die Aufnahmen. Die Band spielt alle Songs: in drei Tagen live ein. Am Mischpult sitzt kein Geringerer als der junge englische Toningenieur Jon Caffery. Er hatte in England schon für Bands wie Tubeway Army und Joy Division gearbeitet und sollte in Verlauf seiner beeindruckenden Karriere die Produktionen von Abwärts, den Einstürzenden Neubauten, den Toten Hosen und Ton Steine Scherben betreuen.
Ersparen wir uns weitere Details: Die Platte war fertig, aber aus der Veröffentlichung wurde nichts. Eine Ausnahme war der Song "Eigenheim", der auf einem Neue Deutsche Welle-Sampler Platz fand, immerhin in guter Gesellschaft von Falcos „Maschine brennt“. Und die Hörer des HR Mittagsmagazins wurden wochenlang mit den ersten Sekunden eines Pavian-Songs begrüßt: "Schönen Guten Tag!" Einige große Plattenfirmen zeigten zwar Interesse, aber letztendlich war die Band nicht bereit sich auf Forderungen und Verlangen der Musikindustrie einzulassen. Vorneweg PAV, der Sänger und Gitarrist, aus dessen Feder die Texte stammten. Ein aufrichtiger Punk, der lieber weiter glücklich und zufrieden mit seinen 100 weißen Ratten in seiner kleinen Wohnung leben wollte, als sich vom Kapitalismus knechten zu lassen. Leider ist PAV im Jahre 2012 verstorben. So ist die späte Veröffentlichung des Albums auch Hommage an und Verneigung vor diesem großartigen Menschen.
Die Original-Tonaufnahmen sind verschollen. Doch Jon Caffery ließ es sich nicht nehmen die noch vorhandenen, vierzig Jahre alten Stereokassetten-Kopien zu restaurieren. So ist ein Album entstanden, das wie eine Zeitreise in den Anfang der Achtziger ist.
Viel Spaß damit!